Schon in den 1970-Jahre warf Erwin Kisser die Frage auf, was geschieht, wenn Verhaltensforschung sich bewusst zur Manipulation im Sinne systemischer Anpassung missbrauchen lässt? Ein Wissenschafter gründet ein biogenetisches Assimilationszentrum für Verhaltens- und Anpassungsforschung. Um dessen Kosten zu decken, bemüht er sich um Förderung durch die Regierung. 

Der Autor nannte sein Stück bewusst „fiktives Schauspiel". Was anfangs wie unterhaltsame Überhöhung wirkt, entwickelt sich zu einer beissenden, bitterbösen Satire, wie sie sich aus heutiger Sicht, 50 Jahre später, geradezu gespenstisch ausnimmt. 

 

 

 

 

 

 

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🔴⬛️ JOURNALISM AWARD 2023

🟠🟨 AUSSTELLUNGSERÖFFNUNG

🟡🟧 NAJO GALAXY

▶️▶️ SCHLOSS NEUGEBÄUDE

 

Dienstag, 13. Juni 2023

 

Phänomenale Gala-Preisverleihung und Bühnenshow - danke, vor allem JOHN HERZOG und Claudia Puhr für die Organisation, John Herzog für die herzliche Moderation und allen Künstlern:innen für ihre Selbstlosigkeit, ihren Einsatz, ihre Leidenschaft, ihr Vertrauen und ihr gagenfreies Engagement!

Ohne Euch wäre es nicht das geworden, was es immer bleiben wird: einzigartig, magic, cool, phantastisch: 

 

Matti Moritz Felber
Frizz Fischer
Athena Giliopoulou
Hilde Kuchler
Thomas Landl
Erwin Leder
Andre Leherb
Sirus Ma
Karl Macourek
Thomas Markus
Joe Najo
Claudia Puhr
Christine Renhardt
Paul Reschenhofer
Christoph Schobesberger

 

designed by Joe Najo

pics © 2023 by Joe Najo, John Herzog &  Gabi Eitzenberger

 

Die Ausstellung bleibt bis 31. Juli 2023 geöffnet.

 

 

ERWIN LEDER und JOHN HERZOG unterhielten sich über die 

LAGE DER FREI SCHAFFENDEN ÖSTERREICHISCHEN KUNSTSZENE

 

Erwin Leder:
Das Gefühl, in wenigstens einer Handvoll weltweit erfolgreichen Filmen mitgewirkt zu haben, lässt mich seit Jahrzehnten den Umstand verkraften, hierzulande - warum auch immer - kaum besetzt zu werden. Die berufliche Basis für mich ist nach wie vor das Theater, und bin ich in meinem gesamten Berufsleben frei beruflich geblieben, um neben dem Theater und der Musik Film-Engagements komplikationslos annehmen zu können. Also bin ich zugleich mit der frei beruflichen Kunstszene gewachsen und habe seit gut einem halben Jahrhundert Einblick in diese.

Anlässlich der Gründung einer gewerkschaftlichen Vertretung des VÖFS (Verband österr. Filmschauspieler_innen) 1997 auf Grund der zunehmend dramatischen wirtschaftlichen Entwicklung bei Filmschauspieler_innen (Lohndumping, Scheinselbständigkeit) wurde ich ehrenamtlicher Gewerkschafter. Als prominenter Schauspieler wollte ich denjenigen etwas Brauchbares mitgeben, die am Anfang ihrer Karriere stehen oder nicht wie ich das Glück hatten, weltberühmte Filme zu drehen. Derzeit arbeite ich als Vorsitzender der frei beruflichen Schauspieler_innen u.a. seit 2011 mit all meinen Kolleg_innen zusammen insbesondere am künftigen ersten österreichischen Kollektivvertrag (KV) Filmschauspiel. Dieser sieht außer den Drehtagen selbst auch die Sozialversicherung (SV) aller Vorbereitungsleistungen vor, wie sie etwa in D bereits seit 2014 existiert, um der Realität der Arbeitsleistung von Filmschauspieler_innen entsprechende Versicherungszeiten zu bewirken - womit wir beim Thema wären. 

Wenn Herbert Föttinger kürzlich bei der Präsentation seines 18. Spielplans betont, Theater müsse das Bewusstsein stärken und sei im Moment notwendiger denn je, kann ich in mehrfacher Hinsicht nur zustimmen. Ich beginne u. a. mit einigen Zahlen und Fakten, damit wir alle wieder wissen, wovon wir reden, wenn es um dieses schöne Thema geht. Mithilfe einiger Freund_innen habe ich recherchiert und beleuchte zuerst den bedenklichen Teil:

Das Kunst und Kulturbudget, also insgesamt alle Bundes-, Landes- und Gemeinde-Fördermittel für alle Sparten der Kulturnation, bemisst sich als %-Satz des Brutto-Inlands-Produkts BIP, das wir bei Statistik Austria jährlich nachlesen können:

1995 – 1997 hatte Österreichs Kunst- und Kulturbudget noch einen Stellenwert von 0,98 %, also ca. 1% des BIP von damals ca. 280 MIA €, also ca. 2,4 MIA €.

Ab 2001 ging´s bergab: es wurden der Kunst&Kultur bei einem BIP von 195 MIA € mit einem Schlag nur noch 0,5% gewährt, 0,95 MIA €. – Was damals regierte ist klar: das Sparbudget. Damals entstanden die so gen. Neuen Selbstständigen, die wir bis heute mitschleppen, mitsamt all den atypisch arbeitenden Künstler_innen, die jetzt HYBRID Beschäftigte und Solo-Selbständige heißen. Diese Mode-Bezeichnung hat an ihrer Lage aber nichts geändert, von all diesen gab es 2019 mehr Scheinselbständige als je zuvor. 2023, finden sich in Österreich bereits ca. 300.000 Solo-Selbständige, auch „Neue Abhängige“ genannt, in der gesamten EU ca. 24 Millionen von ihnen.

2010 belief sich lt. Statistik Austria das K&K-Budget bei einem BIP von 391 MIA ebenfalls auf ca. ½ %, also ca. 1,95 MIA €, und 2019 bei einem BIP von 398 MIA auf 0,48%, also ca. 1,99 MIA.
- Das sieht alles nach sehr viel aus und ist auf den ersten Blick auch nicht gerade wenig. Doch wir sind heute noch immer auf einem halben %-punkt und haben bis heute, 26 Jahre nach 1997, weder den einen %-punkt des BIP noch seinen Wert von damals (!), 2,4 MIA €, mehr erreicht.

Aber jetzt einmal zur Butterseite: die Kunst gibt, wie Sie deutlich erkennen werden, ein Vielfaches zurück. 

Wirtschaftlich gesehen bewirkte die dramatische & musikalische Kunstszene 2018 (also vor Corona) eine Gesamtwertschöpfung von 6,8 MiA € (!) in Österreich, d. h. nicht ganz 2 % des BIP – also beinahe so erfolgreich wie die gesamte österr. Landwirtschaft. (Quelle: Recherchen von Larissa Fuchs 2020, Schauspielerin und Hobby-Statistikerin, Gemahlin von Johannes Krisch)

Die Branchen übergreifende Freizeitindustrie, welche mit dem Kunstschaffen in engem Zusammenhang steht, hatte 2019 15,3 % des BIP, also mehr als 60 MIA. € erwirtschaftet (Quelle Statistik Austria).

2018 hatten wir 70 % Kulturtourismus, 2019 80 % (!)- nicht in Salzburg oder Bregenz: in Wien (Quelle: Stadträtin Kaup-Hasler).

Die Stadt Wien ermöglichte 2018 ein Kunst-/Kulturbudget für die Freie Szene von ca. 28 Mio. € (von ca. 100 Mio. für die gesamte dramatische Kunst in Wien) – die Wertschöpfung hingegen allein aus der dramatischen Freien Szene in Wien betrug 2018 ca. 252 Mio. €, also 9x so viel. (Quelle: Stadträtin Kaup-Hasler im Oktober 2019 bei der Landeskonferenz der Gewerkschaft YOUNION)

Der Fachverband der Film- und Musikwirtschaft in der WKO ist die gesetzliche Branchenvertretung der Unternehmer:innen im Bereich Film und Musik. Der Bundesverband hat mehr als 7.000 Mitgliedsunternehmen, etwa 2/3 davon sind im Bereich Film tätig, 1/3 im Bereich Ton & Musik. Die Branche erwirtschaftet einen jährlichen Umsatz von mehr als € 1,2 Mrd. und löst damit eine Wertschöpfung von ca. € 320 Mio. jährlich in Österreich aus. (Quelle: Fachverband Film- und Musikwirtschaft, WKO)

So, und das ist ja alles sehr schön, doch leider geht’s jetzt wieder ungemütlich weiter: 

Von og. ca. 0,48 % des BIP heute beträgt das Budget des Bundes zur Förderung von Kunst und Kultur insges. ca. 455 Millionen €, ca. 0,12 % (!) des gesamten BIP (Quelle: Statistik Austria) ... nur zur Erinnerung daran, wenn demnächst wieder Festspiele feierlich eröffnet werden und sich geschätzte Festredner_innen wieder für unsere „vielseitige Kulturnation“ stark reden.

Aus der STUDIE über die SOZIALE LAGE VON KÜNSTLER_INNEN 2018 geht hervor:
ca. 48 % aller Kunstarbeiter_innen, wie wir uns nennen, arbeiten atypisch und überwiegend prekär, ca. 50 % davon ausschließlich Solo-selbständig (Werkverträge, Scheinselbständigkeit), und nur ca. 2 % (!) arbeiten ausschließlich angestellt.
18,1% haben keine durchgehende Krankenversicherung,
75,5% sind nicht in das ALVG integriert und erhalten daher auch kein Arbeitslosengeld.
Die Arbeitslosenversicherung für Selbständige ist sehr teuer, und der Mindestzeitraum der Beitragszahlung beträgt 8 (!) Jahre...
37% d. freien Künstler*innen leben unterhalb der Armutsgrenze (im Gegensatz zu 13% der Gesamtbevölkerung!).

Um dem Prekariat, der Armutsfalle, Altersarmut und dem Lohndumping praktisch entgegen zu wirken, müssten alle 150 - 170.000 österr. Kunstschaffenden inkl. der Veranstaltungsbranche zu fairen Gagen und Löhnen engagiert und versichert werden. Mit einem K&K-Budget wie 1995 von 1em einzigen % des BIP, heute also ca. 4 MIA €, sollte das gelingen. So hätte jede & jeder Kunstschaffende im Durchschnitt 12 - 13.000 € jährlich mehr im Börsel, was auch Steuern und Abgaben bedeutet, eine realistische Gesamtversicherung, weniger Sozialleistungen und würde Künstler_innen-Familien ein menschenwürdiges Ein- und Auskommen ermöglichen. (Quelle: YOUNION, HG VIII, Sektion Bühne). Offenbar mangelt es an politischem Willen und Konzept:

Seit Jahrzehnten beobachte ich die stagnierende Mangelfinanzierung in Kombination mit der Art des österr. SV-Gesetzes, und erkenne darin eine der Hauptursachen für das Prekariat. Das konventionelle ASVG pflichtversichert jede Arbeitsleistung. Also nicht der Mensch selbst ist versichert sondern seine Arbeitsleistung, und zwar aufgeteilt nach selbständiger und unselbständiger Tätigkeit. Das gilt nach dem Gleichheitsgrundsatz für alle Berufe ohne Ausnahme:

* Der Vorteil besteht darin, dass alle, die arbeiten, zugleich krankenversichert, unfallversichert, arbeitslosenversichert und pensionsversichert sind.
ABER: die Aufteilung in eine Versicherung für selbständig und unselbständig Beschäftigte schafft genau im atypischen Bereich große Probleme, weil
1) die Menschen oft im selben Zeitraum doppelt Versicherungsbeiträge zahlen,
2) mehr als die Hälfte aller atypisch Beschäftigten nur sehr wenig Einkommen und daher zu wenig Versicherungszeiten für Arbeitslosengeld oder eine Pension erwerben und 
3) es im freien Kunstbetrieb, zB im Filmgeschäft, fast ausschließlich tageweise versichert Schauspieler_innen gibt, was lt. § 231 ASVG dazu führt, dass die meisten trotz Einzahlung hoher Beiträge an der Höchstbemessungsgrundlage kaum PV-Zeiten erwerben, weil 1 Versicherungsmonat erst ab 15 angemeldeten Tagen gilt, und die meisten nur 3 – 4 Drehtage haben. Die ausgiebigen Vorbereitungsphasen werden bis heute nicht anerkannt und nicht versichert. Unter anderem dazu aber sollte unser künftiger KV Filmschauspiel dienen, der jedoch trotz 12 Jahren Vorbereitungsarbeit immer noch auf die Verhandlung mit der WKO wartet ... Doch 
4) wird sich dieses gestrige, nachteilige Versicherungssystem bei der fortschreitenden technologischer Entwicklung inkl. KI ohnehin erübrigen und Grund legend ändern müssen. Meiner bescheidenen Auffassung nach wird eine neue, moderne weil unkomplizierte SV geschaffen werden müssen, welche alle Menschen im Lande gleichermaßen nach ihrem Jahreseinkommen durchversichert. Ein praktisches Modell dazu wäre das meines überaus geschätzten langjährigen Gesinnungsgenossen Prof. Dr. Walter Pöltner, „SV unter einem Dach“, der mMn als ehem. Staatssekretär und Interimsminister immer noch unermüdlich forscht. Hut ab vor Walter! 

Karl Valentin meinte bekanntlich: Kunst ist sehr schön, macht aber viel Arbeit. Und die sieht man weder auf der Bühne noch im Film, weder dem Orchester, der Band noch dem Gemälde an – und das ist auch wichtig, das Publikum soll kontemplierend das Werk genießen, nicht die Arbeit, die dahinter steckt. Und das ist aber viel Arbeit und lange Vorbereitungszeit, die man weder sieht noch versichert.

Gerade die Corona-Krise hat aufgezeigt, in welcher Schieflage sich der gesamte österr. Kunst- und Kulturbereich befindet, welchen Stellenwert Kunst und Kultur in Österreich also im Bewusstsein der politischen Entscheidungsträger*innen tatsächlich einnimmt. Künstler_innen waren die Ersten, die durch die Log-Downs von der Ausübung ihrer Berufe ausgeschlossen wurden, und die Letzten, derer man sich mittels überlebens-notwendiger Entschädigungen annahm. Der klassische Sager, „aus der Not eine Tugend zu machen“ gilt kurzfristig; auf Dauer ist eine solche Einstellung einfach nur entwürdigend.

FACIT:

* Frei berufliche Künstler*innen der dramatischen und musikalischen Szene fühlen sich auf Grund der Jahrzehnte andauernden Knappheit des staatlichen K&K-Budgets in Anbetracht der Gesetzeslage, etwa des Theaterarbeitsgesetzes (TAG) seit langem existentiell verhindert und gemobbt. Das TAG gilt zwar offiziell für ALLE Bühnen, beugt Lohndumping vor und schafft geregelte und versicherte Arbeitsverhältnisse. Doch in der Praxis kann es in der Freien Szene wegen Budgetmangels einfach nicht angewandt werden – und alle rundherum schließen die Augen vor dieser Tatsache und akzeptieren die Not. Not kann aber nur ab und zu Kreativität bewirken, auf Dauer macht sie nämlich nicht erfinderisch sondern depressiv, destruktiv und verleitet zum Gesetzesbruch siehe Scheinselbständigkeit u.a., was sich auf auf die Gesellschaft überträgt.
* Künstler_innen sind weder Randgruppe noch Bittsteller: sie geben & schenken gerne und aus ganzem Herzen – dafür wollen sie aber auch menschenwürdig leben dürfen.
* Sie sind Wertschöpfer für die Gesellschaft und GRUND LEGEND – bezeichnender Weise „DIE BASIS“ – „mein Theater im Bezirk“, „das Theater um die Ecke“ – ohne gesunde Basis kann es zwar Hochkultur, aber keine gesunde Hochkultur geben – und nicht wenige Menschen, wenn ich mich so umhöre, empfinden sie in der Tat als überheblich, leider.

Schließen möchte ich damit, was Kunst als praktisches tägliches Lebensmittel alles fördern kann:
* handwerkliches und technisches Geschick, sowie ethisch und ästhetisch praktisch alle Lebensbereiche
* geschichtliche Bildung und Bildung zur Menschwerdung: sie fördert erwiesener Maßen Empathie und senkt die Kriminalitätsrate;
* die psychische Gesundheit, welche in der Auseinandersetzung mit ihr gedeiht;

zudem:
* die Intelligenz (Kinder, die Klavier spielen, Bilder malen oder Texte rezitieren mögen, fördern erwiesener Maßen zugleich ihr Intelligenzniveau): ich empfehle Notenschrift und / oder Instrumentalunterricht ab der 1. Klasse Volksschule als Pflichtfach wie Lesen, Schreiben und Rechnen;
* die Einsicht in die verschiedenen kulturellen menschlichen Verhaltensweisen
* somit ein humanes, achtsames und friedfertiges Leben innerhalb unserer Gesellschaft/en, lindert die Angst vor dem Fremden
* und fördert die Erkenntnis, dass Kunst, Wissenschaft, Bildung und Sport in Wahrheit eine kulturelle Einheit mit der Wirtschaft, Sozialem und den Finanzen bildet.

Allein die dramatische Kunst fördert:
* Sprache und Ausdruck,
* zwischenmenschlichen Kontakt und Umgang miteinander ,
* Erkenntnis darüber, was ist, im Gegensatz zu dem, was sein sollte: Selbsterkenntnis 
* und somit Achtsamkeit, Aufmerksamkeit, Beziehungsarbeit und Wertschöpfung.

Danke für Ihre Aufmerksamkeit. 

Erwin Leder, 2023-06-13

 

 

 

 

 

 

Dies ist die Geschichte eines zu lieben lernenden Menschen, der sich aus seinem weißen Zimmer, einer qualvollen Kindheit, befreien möchte, doch auf eine selbstgefällige Gesellschaft stößt, in welcher Dummheit, Arroganz und Gewaltbereitschaft herrschen. Vermag sein Wunsch nach Liebe jene Spirale zu durchbrechen, welche die durch Gewalt Getretenen scheinbar unaufhörlich weiter treten lässt? 

Lenzmann: „Nachdem die Dummheit unbeherrschbar erscheint, bleiben nur noch die Dummen, um beherrscht zu werden.“  

 

Andreas W. Lenzmann 

*1964 in Wien; Studium der Philosophie und Publizistik in Salzburg, Wien und Berlin; Dipl. Fachjournalist; 1999 Umzug nach Berlin, dort Mitglied des Friedrichshainer Autorenkreises, mehrmaliger Teilnehmer der Citta della Poesia; Veröffentlichungen u.a. im Propeller Verlag, Berlin, und Lukas Verlag, Berlin; Autor bei "Die Brücke Saarbrücken"", "Drecksack", Zirkular am Zeitstrand" u.a.

 

Das Buch wird am Büchertisch zu erwerben sein. 

 

Eintritt freie Spende! 

 

 

 

 

 

 

ERSTES WIENER LESETHEATER

präsentiert 

 

Alexandre Dumas 

DIE DREI MUSKETIERE

 

mit: Manuel Dragan (Leitung) - Renate Gippelhauser - Manuel Girisch - Claudius Kölz - Erwin Leder - Judith Neichl - Thomas Neumeister-Macek - Renate Woltron

 

Montag, 8. Mai 2023, 19:30

 

 

CAFÉ RATHAUS 

Landesgerichtsstraße 5 

1080 Wien

 

 

Veranstaltungen des ERSTEN WIENER LESETHEATERS finden prinzipiell bei freiem Eintritt statt. Spenden nimmt das ERSTE WIENER LESETHEATER zu seiner Erhaltung gerne entgegen. 

 

 

 

 

 

 

SICH SELBST EIN LICHT SEIN - ein Prozess
Reise in die persönliche Freiheit, Eigenverantwortlichkeit und Friedfertigkeit.

1
Die Frage um den Frieden auf der Welt geht oft einher mit der Frage, „was muss ich tun, wie muss ich mich ändern, um ein friedfertiger Mensch zu werden.“ Aber Friede und all die Lebenseinstellung, welche damit zusammenhängt, lässt sich nicht bestellen wie Gemüsesuppe im Restaurant. Friedfertig zu sein hängt mit einem Erkenntnisprozess zusammen. Als junger Mann war ich ein idealistischer Pazifist, ich war abhängig von Idealen, Lehrern, Erlösern, anderen Menschen und Umständen. Und all das hat mich praktisch nicht sehr viel weitergebracht. Was ich aber praktisch und aufrichtig berichten kann, kommt aus mir selbst, aus Beobachtungen und Erkenntnissen über das, was wirklich ist. Und mit dieser Wirklichkeit respektvoll umgehen zu lernen ist zwar nicht bequem, führt aber zu Geduld und Disziplin im Umgang miteinander.

Menschen sind seit tausenden von Jahren dieselben geblieben – im höchsten Maße ängstlich, aggressiv, eifersüchtig, neidisch, gierig - mit gelegentlichen Ausbrüchen von Freude und Zuneigung. Wir sind eine seltsame Mischung aus Hass, Furcht und Freundlichkeit, gewalttätig und auch friedfertig. Der äußere Fortschritt hat uns vom Ochsenkarren zur Mondlandung geführt; aber innerlich hat sich das Individuum überhaupt nicht geändert, und dieses Individuum hat die Struktur der Gesellschaft unserer ganzen Welt geschaffen. Das äußere soziale Gefüge ist das Ergebnis der inneren (psychologischen) Strukturen unserer Beziehungen, und das Individuum ist das Ergebnis der gesamten Erfahrungen, des gesamten menschlichen Wissens und Verhaltens: Lagerhäuser der gesamten Vergangenheit sind wir. Die gesamte Geschichte der Menschen ist in uns niedergeschrieben: was liegt ihr zugrunde?

2
Äußere Veränderungen veranlasst durch Kriege, Revolutionen, Reformationen, Gesetze und Ideologien haben es nicht vermocht, die Natur des Menschen und die Gesellschaft Grund legend zu verwandeln. Als menschliche Wesen, die wir in dieser monströsen Welt leben, müssen wir uns fragen, ob eine Gesellschaft, die auf Wettbewerb, Gier und Angst gegründet ist, zu einem friedfertigen Ende kommen kann – nicht in einer begrifflichen Vorstellung oder Idee, nicht als irgendeine Hoffnung, sondern wirklich - sodass unser Geist unbelastet neu und frisch ist und eine gänzlich andere Welt hervorbringen kann. Wie soll das geschehen, wenn jedes einzelne menschliche Individuum, welcher Kultur es auch immer angehören mag, sich nicht voll und ganz für den Gesamtzustand seiner Welt verantwortlich fühlt?

Was kann ein Mensch tun, um einfach (und) friedfertig zu leben? Das Suchen einer fixen normativen Realität, die uns als Perspektive von Sicherheit, Frieden und Liebe von Anderen versprochen wurde, hat eine Menge Unordnung in mir hervorgebracht. Die Welt akzeptiert genormte Lebenshaltungen als Bestandteil traditioneller Wege und folgt diesen. Mechanisch folgen wir dem, der uns ein wohltuendes reales oder spirituelles Leben zusichert. Es ist höchst seltsam, dass wir, obgleich wir uns der politischen Tyrannei und Diktatur widersetzen, innerlich die Autorität Anderer hinnehmen, die unseren Geist und unser Leben verwirrt. Vorauseilend gehorsam folgen wir Optionen für ein paradiesisches Leben nach dem Tode. Aber die Frage, ob es Gott gibt, eine höhere Ordnung oder welche Art von Realität für mich entscheidend ist, kann niemals durch Bücher, Theologen, Philosophen oder Erlöser beantwortet werden. Niemand und nichts kann mir diese Frage beantworten als ich selbst; und darum muss ich mich kennen.

3
Es gehört Mut dazu, sich in den Spiegel zu schauen, sehen zu wollen, wie man ist – nicht, wie man sein sollte – und Geduld und Disziplin, das Entdeckte erst einmal wirken zu lassen und nicht gleich zu bewerten, zu verurteilen, zu beschönigen, aufzubauschen oder wegzulassen. Zu beobachten, was sich wirklich in mir und in der Außenwelt abspielt – in dieser Wettbewerbskultur, in der ich lebe: ich betrachte die Leistungen, auf die ich stolz bin, und den ganzen Bereich, den ich Liebe nenne. Das ist abgesehen von wenigen Sternstunden alles, was ich kenne.
Und weil ich unfähig bin, dieses Dasein, diesen Kampf zu begreifen, fürchte ich mich davor und spüre verborgenste Möglichkeiten auf, um zu flüchten. Damit bin ich zwar sicher nicht alleine, doch eigentlich ist es paradox, warum Menschen so sehr an einem Leben hängen, das ihnen nur relativ wenige Momente der Befreiung von Ängsten und Widerwärtigkeiten gewährt, an denen sie selbst beteiligt sind und scheinbar nichts dagegen unternehmen können.
Sie fürchten sich vor dem Bekannten und fürchten sich vor dem Unbekannten, vor dem, was hinter dem Morgen liegt und vor dem Tod. Das ist das tägliche Leben.
Und darum ist jede Philosophie, und sei sie noch so durchdacht, sind theologische Begriffe jeder Art, und seien sie noch so überzeugend, eine Flucht vor der eigenen Wirklichkeit, vor dem, was ist.

4
Zur Wahrheit führt kein Weg, gerade darin liegt ihre Schönheit. Wahrheit ist etwas Lebendiges. Eine tote Sache hat einen Weg, der zu ihr führt, weil alles Tote statisch ist. Wenn ich aber erkenne, dass Wahrheit etwas Lebendiges ist, beweglich, das keine bleibende Stätte hat und in keiner Kirche oder Moschee zu finden ist, wohin mich keine Religion, kein Lehrer, kein Philosoph führen kann – dann erkenne ich, dass dieses Lebendige da ist, wo ich selbst bin. Und das ist, was ich in Wirklichkeit bin: mein Stolz, meine Angst, mein Ärger, meine Ruppigkeit, meine Verzweiflung, die Verbitterung und das Leid, darin ich lebe, und ein bisschen Zärtlichkeit und Mitgefühl, das trotz allem immer wieder durchfunkelt. Im Verstehen all dieser Dinge liegt Wahrheit.

Da gibt es keinen Lehrer, keinen Führer – keinerlei Autorität. Es gibt nur mich und meine Beziehung zu Anderen und zur Welt - nichts sonst. Ich sehe also ein, dass ich von niemandem abhängig bin und mich in keine Abhängigkeit begeben darf. Ich erkenne das und mag in tiefe Verzweiflung geraten, aus der Zynismus und Bitterkeit erwachsen. Oft gedeihe ich dadurch, dass ich andere tadle, was eine Form von Selbstmitleid ist. Doch wenn ich der Tatsache ins Auge sehe, dass ich – und niemand sonst – für die Welt und für mich verantwortlich bin, dann verschwindet das Selbstmitleid. Ich habe diese verkommene, anmaßende, unruhige, furchtsame, gierige, neidische Gesellschaft mit aufgebaut, in der sich mein tägliches Leben abspielt.

5
Ich sehe jetzt, was in der Welt vor sich geht, und beginne zu verstehen, dass es keinen äußeren und inneren, sondern nur einen einheitlichen Prozess gibt, eine alles umfassende lebendige Bewegung, wobei die innere Bewegung sich im Äußeren darstellt, und die äußere wiederum auf das Innere zurückwirkt. Und wenn ich nun das gesamte Bild vor Augen habe, wirklich sehe – nicht nur sage, dass ich es sehe – kann ich mich dann mühelos und spontan ... verwandeln? Wenn ich so einfältig wäre, mir von irgendwoher irgendein System zu geben, welches mir helfen soll mich zu verwandeln, würde ich nur kopieren und nachahmen. Und ich erkenne, dass selbst die Frage „Wie kann ich mich verwandeln?“ eine neue Autorität schafft - und bin augenblicklich mit jeder Autorität für immer fertig.

Da ich jede Autorität ablehne, bedeutet das, dass ich mich nicht länger fürchte. Ich werfe eine Last ab – und habe mehr Schwung, mehr Leistungsfähigkeit und Vitalität. Das fühle ich. Und da ich von niemandem und nirgends Hilfe erwarte, bin ich frei, um zu entdecken. Wo Freiheit ist, ist Energie und Friede. Wo Freiheit ist, kann nichts mehr falsch getan werden. Freiheit ist etwas ganz anderes als Revolte: in der Freiheit gibt es keine rechte oder unrechte Tat. Ich bin frei und friedfertig. Und von diesem Zentrum aus handle ich - frei von Angst, achtsam, aufmerksam und mitfühlend – friedfertig. Ein Mensch ohne Angst ist großer Liebe, großen Mitgefühls und großer Hingabe fähig. Er tut, was er will, ist frei, friedfertig und sich selbst wie auch für sein Umfeld ein funkelndes und willkommenes Licht.

 

 

 

Unterkategorien

Repertoire deutsch - english für Film und Bühne etc.